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Leserbrief zu „Das Ostfeld auf 25 Seiten“

Dieser Beitrag stammt von Ralf Schaab, „Ureinwohner“ von Wiesbaden-Erbenheim und Sprecher der Landbesitzer im Ostfeld.
Er gibt die Meinung des Autors wider und nicht notwendigerweise die des Bündnis Stadtklima. Warum ist dieser Beitrag dann hier zu finden? Weil wir denken, auch die Perspektive der Landwirte zu den Vorgängen sollte Erwähnung finden.


Wiesbaden den 20.08.2020

Leserbrief zu „Das Ostfeld auf 25 Seiten“

Normalerweise geben die politischen Mandatsträger den städtischen Gesellschaften einen Arbeitsauftrag. Beim Ostfeld erscheint die Lage umgekehrt: Die Geschäftsführer der SEG Stöcklin und der Baudezernent Kessler geben den Stadtparlamentariern den Auftrag gefälligst über ein Gesetz abzustimmen, das faktische Enteignungen für das Ostfeld vorsieht. Die Eigentümer müssen dem Billigangebot der Stadt Wiesbaden zustimmen. Alle anderen Möglichkeiten sind irreal. Das hatte Herr Domes im Artikel falsch wiedergegeben. In allen Pressemitteilungen der SEG und der Stadt Wiesbaden tauchen keinerlei kritischen Stimmen zu diesem skandalösen Vorgehen auf. Immer nur werden die schönsten Visionen für das „Traumgebiet“ Ostfeld beschrieben. Dass diese neue Trabantenstadt auf engstem Raum 12.000 Menschen unterbringen will, erinnert allerdings an die schönste Architektur in Offenbach.

Es gibt viele Alternativen zum Zwangsgebiet Ostfeld. Leider verschwendet die SEG und Stadt Wiesbaden aktuell sehr viele Millionen an Ressourcen in Planung und Strategie in ein Monsterprojekt, das bereits jetzt zum Scheitern verurteilt ist. Aber anstatt vernünftige Alternativen und Vorschläge aus der fachkundigen Bevölkerung aufzugreifen, verbeißen sich die Gremien in dieser fixen Idee sich ein Denkmal zu setzen.

Viele SEMs (§165 Bau GB) sind in Deutschland gescheitert, weil die Anwendung dieser Zwangsmaßnahmen für eine Bebauung nicht mehr verhältnismäßig erscheint. Und durch die Situation „Corona“ wird sich der Immobilienmarkt gewaltig verändern und eine große Entlastung des Immobilienmarktes wird von allen namhaften Firmen prognostiziert. Die SEG und die Stadt Wiesbaden würde gut tun, wenn sie aktuelle Gutachten nach Corona einholen würde! Und nicht den veralteten Daten und alten Gutachten glaubt. Eine Abstimmung der Stadtverordneten für ein „Gesetz/Satzung“ Ostfeld im September 2020 ist zu früh. Ein Moratorium muss her. Das BKA abtrennen von dieser SEM und Wiesbaden soll Gas geben!

Pragmatischer Lösungsvorschlag an die Stadtverordneten, die Stadt Wiesbaden und die SEG:

  • Das BKA ist wichtig für Wiesbaden. Es wird zügig geplant und normales Baurecht angewendet. Und wenn die Verwaltung und die SEG schnell sind, kann das BKA bald umziehen. Das ist schneller als mit einer SEM (§165 Bau GB).
    7000 Arbeitsplätze werden dadurch umgesiedelt und es werden etliche Objekte in Wiesbaden frei für den Wohnungsmarkt.
  • Die Trabantenstadt für 12.000 Personen am Fort Bieler wird vorläufig nicht weiter geplant. Eine SEM findet nicht statt. Die Corona-Effekte werden abgewartet. Es werden zunächst und bei Bedarf, die anderen im Stadtentwicklungskonzept 2030+ geplanten Projekte der Wohnbebauung realisiert.
  • Gerne könnten wir über das Ostfeld mit einem Volksentscheid abstimmen lassen (wäre natürlich genial gewesen, das mit der Citybahn zusammen am 1.11. zu machen!). Aber bitte ohne eine so peinliche rhetorische Fragestellung wie bei der Citybahn!

Für Rückfragen bin ich jederzeit erreichbar.

Mit freundlichen Grüßen,
Ralf Schaab
Dr. Ralf P. Schaab

c/o Hof Erbenheim
Oberfeld 30
65205 Wiesbaden