Close

OB Mende ist nun gefordert

Wiesbaden, den 24.02.2021

Helios AG und GWW weigern sich, Alternativen zum aktuellen Plan in Erwägung zu ziehen

Die Bürgerinitiative „Erhalt des Grüngebiets und Wäldchens an der Helios HSK“ hat der Helios AG und der GWW einige neue Standortvorschläge für die geplanten Mitarbeiterwohnungen auf dem HSK Gelände unterbreitet, um diese anhand städtebaulicher Kriterien zu vergleichen.

Das Wohnbauvorhaben wird seitens der GWW bisher ausschließlich auf einer unversiegelten Neubaufläche vorangetrieben, was erhebliche klima-ökologische Nachteile brächte. Die 7 Wohntürme mit 5 – 6 Stockwerken plus einem Gebäuderiegel sollen auf einer Fläche entstehen, die in den Klimakarten des Umweltamtes als eine wertvolle „Ruderalfläche“ und eine klimasensible nächtliche Kaltluftzone, sowie als ein wichtiger „Trittstein“ von lokaler Bedeutung für die Tierwelt bewertet wird.

Im Gegensatz zu den Aussagen des von Helios und GWW in Auftrag gegebenen Gutachtens würde nach Meinung unabhängiger Experten wie Professor Dr. Lutz Katzschner das Mikroklima des Quartiers stark verändert. Der Einfluss der Bebauung auf die Nachbarräume (insbesondere die nordwestlich gelegenen Wohnviertel) ist zu wenig berücksichtigt. Es geht hier um sensible Räume mit geringer nächtlicher Windgeschwindigkeit und einer starken Überwärmungstendenz. Es geht hier nicht um eine nur „unwesentliche“ Verschlechterung des Mikroklimas unseres Wohnviertels und des Klinikgeländes.

Ein ökologischer „Masterplan“ im Zeichen des „Klimanotstands“ für das gesamte Klinikgelände und die umgebenden Quartiere fehlt. Das ist zu bemängeln, da bereits jetzt eine immer stärkere Bebauung der Grünanteile zu beobachten ist (Neue Klinik, Zwerg Nase Bau, Elisabeth-Selbert-Gymnasium) und weitere Verdichtung durch Bauten in naher Zukunft zu erwarten sind („Gesundheitscampus“). Die Entstehung eines Grüngebiets („Park“) durch den Abriss bestehender Gebäude wäre im wörtlichen Sinne nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Es kann kein Ersatz für ein Kaltluftentstehungsgebiet und Biotop darstellen.

In einer Stellungnahme vom 17.2.2021 kritisiert auch der NABU die im Auftrag von Helios HSK und GWW erstellten Klima- und im Besonderen das Artenschutzgutachten scharf und bewertet sie als lückenhaft, zu kleinteilig vorgehend und nicht aktuell.

Die Helios und GWW mit Unterstützung des Aufsichtsratsvorsitzenden Bürgermeister Dr. Oliver Franz haben laut ihrer Antwort auf eine Anfrage der Rathausfraktion der Grünen zwar andere Standorte geprüft, eine genauere Auskunft zu den Gründen für eine Ablehnung anderer Standortoptionen wurde jedoch nicht gegeben. Sie weigern sich jegliche Vergleichsuntersuchungen von weiteren Standortoptionen durchzuführen und scheinen für Gespräche mit der BI nicht zur Verfügung zu stehen. Das steht auch im kompletten Gegensatz zu den Bemühungen der Helios AG, eine nachbarschaftlich gute Beziehung zu pflegen.

Die BI hat anlässlich der Kommunalwahlen Wahlprüfstein-Fragen an die Kandidaten der Parteien gerichtet. Verschiedene Fachpolitiker der Grünen und der Linken/Piraten und der Bürgerliste unterstützen in ihren Antworten unsere Vorschläge. Die Fraktionsspitze der SPD, Dr. Henrik Schmehl, befürwortet eine gründliche Auseinandersetzung mit den Alternativen ohne unnötigen Zeitdruck.

Sie sehen das städtebaulich übliche Vorgehen, verschiedene Standorte erst einmal einer vergleichenden Untersuchung zu unterziehen, angebracht. Alternativen sind nicht gleich zu verwerfen, nur weil sie eventuell aufgrund von notwendigen Änderungen des Bebauungsplans nicht sofort realisierbar wären.

Erstaunlicherweise haben die beiden Spitzenkandidaten der Grünen im Rathaus, Christiane Hinninger und Felix Kisseler, der BI in einem Brief zu den Wahlprüfsteinen mitgeteilt, dass für sie die Bauplanung auf diesem umweltschädlichen Standort Sinn macht und sie keine Veranlassung sehen, alternative Flächen prüfen zu lassen. Umweltorientierung sieht aus unserer Sicht anders aus.

OB Mende stand schon vor seiner Wahl zum OB für eine starke Beteiligung der Bürger in Planungen und Veränderungsmaßnahmen für die Landeshauptstadt ein. Das wird bei diesem Projekt allerdings von Geschäftsführern städtischer Gesellschaften anders gelebt. Wir fordern, dass die betroffenen Anwohner und Bürger bei alternativen Planungen „mit am Tisch sitzen“.

Aus unserer Sicht hätte die Landeshauptstadt Wiesbaden mit ihrem ausgerufenen Klimanotstand die Chance, Signale an alle Bauvorhaben in der Stadt zu senden, und könnte eine Pilotrolle übernehmen, wenn sie bei den eigenen Wohnbauvorhaben den Umweltaspekten die Bedeutung zukommen lassen, die sie für die Zukunft unserer Gesellschaft haben müssen.

Die Vermeidung von weiteren Flächenversiegelungen bei den Bauvorhaben wird zu einer der Schlüsselfragen des 21. Jahrhunderts beim Klimaschutz.

Wiesbaden, den 24.02.2021 Sprecherrat der Bürgerinitiative „Erhalt des Grüngebietes und Wäldchens an der Helios HSK“

Für Rückfragen: und und

Anmerkungen und Erläuterungen zur Presserklärung