Bündnis Stadtklima fordert breite gesellschaftliche Diskussion darüber, ob das „Westfeld“ überhaupt für irgendein Bauvorhaben geeignet ist.
Die geplante Bebauung der 125 ha großen „Perspektivfläche West“ – quasi die westliche, kleine Schwester des Ostfelds – nimmt in den Planungen der Stadt Gestalt an. Auch wenn Oberbürgermeister Mende beteuert, dass Projekt sei in „einer sehr frühen Phase“: Fakt ist, dass es bereits seit Jahren Überlegungen gibt, 3.000 Wohnungen und Gewerbe dort zu bauen. Außerdem wurde nun bekannt, dass das Land bereits seit einigen Monaten im Austausch mit der Stadt ist, um im Süden des Areals mehrere Einrichtungen der Landespolizei zu konzentrieren.
Westfeld ist nicht für Bebauung geeignet
Es ist darum höchste Zeit, eine breite gesellschaftliche Diskussion anzustoßen, ob das „Westfeld“ überhaupt für irgendein Bauvorhaben geeignet ist. Nach allen öffentlich zugänglichen Informationen ist das in diesem Gebiet, das vor allem für Gartenbau, Landwirtschaft und von Kleingärtnern genutzt wird, keineswegs der Fall!
Denn die Versiegelungspläne der Stadt widersprechen grundlegend der Funktion, die das noch unbebaute „Westfeld“ für die direkt angrenzenden Stadtteile hat. Das Umweltamt der Stadt Wiesbaden bezeichnet das Gebiet in seinen Klimakarten[1] als Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet. Es sieht für weite Teile des Gebiets „grundsätzlich keine Eignung zur baulichen Nutzung“. Der Grund ist die große Bedeutung für die Abkühlung und Belüftung der umliegenden Bereiche – also ganz konkret der Wohnbebauung im angrenzenden Dotzheim und Schierstein.
„Gefahr der Verknüpfung von Überwärmungsgebieten“
Die Klimakarten des Umweltamtes warnen hier sogar vor der „Gefahr der Verknüpfung von Überwärmungsgebieten durch bauliche Entwicklungen“. Übersetzt heißt das: Wird das „Westfeld“ bebaut, wird es in den Ortsteilen – auch ungeachtet der Klimakrise – noch heißer und stickiger als jetzt schon. Durch die Bebauung und Versiegelung dieser Freiflächen könnte sich die dann zusammenhängende Bebauung von Schierstein und Dotzheim zu einem riesigen Hitzekessel ohne jede Chance auf Kaltluftentstehung oder Frischluftzufuhr entwickeln. Das wirkt sich – z.B. in sogenannten Tropennächten, in denen die Temperaturen nicht sinken – unmittelbar auf die Gesundheit der dort lebenden Menschen aus.
Die Größe der dann versiegelten Fläche wird vermutlich entsprechende negative Auswirkungen auch auf die angrenzenden Innenstadtgebiete haben. Denn bei einem Blick auf das gesamte Stadtgebiet, zeigen die Klimakarten das „Westfeld“ als eine der letzten größeren, zusammenhängenden grünen Abkühlungsflächen im Südwesten Wiesbadens.
„Erhebliche Bedeutung für die Belüftung Wiesbadens“
Dementsprechend sieht auch das Integrierte Stadtentwicklungskonzept der Stadt Wiesbaden[2], in dem die „Idee Westfeld“ zum ersten Mal genannt wurde, diese Problematik und spricht von einer „Fläche mit erheblicher Bedeutung für die Belüftung Wiesbadens“.
Das Bündnis Stadtklima fordert darum: Finger weg vom Westfeld! Bevor hier überhaupt Planungen angestellt und Begehrlichkeiten, etwa von Landesbehörden oder Immobilienentwicklern geweckt werden, hätte dieses „Projekt“ schon längst auf den kritischen Prüfstand gehört. Die unversiegelte Freifläche hat eine unverzichtbare Bedeutung für das Stadtklima!
Hier liegt die „Perspektivfläche West“:
Die im besten Planungsdeutsch „Perspektivfläche West“ genannte ca. 125 ha große Grünfläche wird oft als Freudenberger Hang/Schiersteiner Hang bezeichnet und befindet sich östlich der Schönaustraße/Stegerwaldstraße, südlich der Willi-Werner/obere Erich-Ollenhauerstraße, westlich der Sylterstraße, östlich der Saarstraße und nördlich der A66. Sie erfasst Gebiete der Ortsbezirke Schierstein und Dotzheim.
Ausschnitt aus der Karte Klimavorrang 2017 und bioklimatische Belastung 2017 (gelbe Umrandung hinzugefügt – zeigt die Ausdehnung „des Westfelds“
[1] Siehe Rubrik „Stadtklima“ im Reiter „Fachgutachten“ des digitalen Landschaftsplans https://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/umwelt/natur-landschaft/landschaftsplan-digital.php