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Ostfeld-Westfeld Update Nr. 25 vom 23.8.2022

Hallo zusammen!

Sommerpause? Welche Sommerpause?

Während uns die Sonne reichlich grillt und alle Wolken, die Regen bringen könnten, nachhaltig vertreibt, gehen die Städteplanungen hüben (Wiesbaden) wie drüben (Mainz) weiter, die die letzten großen Freiflächen bedrohen. Freiflächen, die relevant für die Kaltluftentstehung, Landwirtschaft, das Grundwasser und den Artenschutz sind.

Skurril? Ich finde schon. Mindestens.

Die Themen heute:

  • Ostfeld-Exkursion der SEG am 19.8.22
  • BUND Info-Spaziergang am Samstag, 13. August 2022
  • Blick in die Vergangenheit: Ostfeld-Antrag der Grünen zur Mitgliederversammlung am 20. August 2020
  • Die Hitzewelle bringt uns um! Über die Übersterblichkeit
  • Blick über den Tellerrand: Wo bitte geht’s zum Abgrund? Oder: was macht eigentlich die Klimakrise?

Die SEG hat eine Woche, nachdem der BUND seinen Ostfeld Spaziergang durchgeführt hat, zu einer Exkursion mit dem Bus geladen. Klimatisiert, Getränke an Bord. Habe ich mir sagen lassen. Ich habe gar nicht erst versucht, mich anzumelden. Das halte ich nervlich nicht mehr aus. Dieses ewige PR-Geschwätz von Stöcklin und Co. macht mich mittlerweile nur noch zornig. Und dafür ist mir mein Zorn zu schade. Es gibt genug, über das man sich noch mit einer gewissen Aussicht auf Änderung ärgern kann.

Hier findet ihr den Bericht aus dem Wiesbadener Kurier von Wolfgang Wenzel.

Es gibt so einiges zu sagen zu diesem Bericht. Fangen wir mit ein bisschen Zynismus an. Die SEG will also Enkelsichere Ein-Personen-Haushalte in ein-Personen-Wohnungen im Ostfeld schaffen. Auf dieses Kunststück bin ich schon gespannt.

Die Unter-Überschrift, für die im Übrigen nicht die schreibenden Journalisten verantwortlich zeichnen, geht jedoch klar daneben. Von „mit letzten Zweifeln aufräumen“ kann nun weiß Gott keine Rede sein. Im Artikel wird nicht angesprochen: Klimaproblematik/Frischluftschneisen, Zu-und Abwasser, Fluglärmgutachten, Artenschutz, Kostenexplosion am Bau etc.

Also befassen wir uns kurz mit dem, was denn drinsteht. Die Aussage mit der „Triebfeder“ für den Weg als Entwicklungsmaßnahme für das Ostfeld wird sicherlich die Richter, die über die Normenkontrollklage entscheiden, interessieren. Laut Aussage der SEG wird das Ostfeld als SEM entwickelt mit Blick auf den Bedarf im Rhein-Main-Gebiet. Alleine die Begrifflichkeit „Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ zielt auf den Bedarf der Kommune. Nicht wahr?!

Auch der Baustart wird verschoben von 2027 auf 2030. Das ist bislang irgendwie an mir vorbeigegangen. Und dürfte auch juristische Relevanz haben.

Ein Zitat aus dem Text möchte ich besonders hervorheben: „Hoher Baudichten würden im Volksmund als negativ wahrgenommen. Trete jedoch Qualität hinzu, entstünden die teuersten Lagen.“ So wird Herr Stöcklin zitiert. Plaudert er hier über seine wahren Motive?

Es gibt noch so viele Konfliktpunkte. Der „große Frankfurter Bogen“ und die Rolle des hessischen Wirtschaftsministeriums. Die Wiedergeburt des CityBahn im Ostfeld. Die Landwirtschaft 4.0. Und die Schwarzbrotarbeit. Was heißt das eigentlich genau? Nur ein sollte jetzt schon klar sein: bevor das Schwarzbrot schimmelig wird, sollte man aufhören, dafür Geld auszugeben!

Heiß war es, beim Info-Spaziergang Ostfeld des BUND am Samstag, 13. August. Deswegen wurde es auch mehr ein Info-Schattenverweilen am Spielplatz der Siedlung Fort Biehler. Recht so. Ein noch so interessanter Spaziergang wäre der reine Hitze-Stress gewesen. Im Schatten des Wäldchens Fort Biehler hat es sich gut und intensiv ausgetauscht und diskutiert. Zu den Inhalten siehe die beiden Artikel aus Kurier und Rundschau.

Zum Kommentar von Herrn Domes kann ich mir wiederum einen Kommentar nicht verkneifen: Zum einen, wie beim Kurier üblich, vermisse ich eine klare Positionierung des Autors: ist er für oder gegen die Realisierung des Ostfelds? Aber gravierender, so ein zutreffender Zwischenruf aus meinem persönlichen Umfeld, wo bitte ist der Dialog“ der Planer mit den Kritikern des Projekts? Ich zitiere: „Von welchem „Dialog“ spricht Herr Domes? Ich nehme in der Sache keinen Dialog war. Auf der einen Seite bestimmte, um nicht zu sagen ignorante PR bzw. das Werben für das Ostfeld. Auf der anderen Seite Kritik die von den Planern wegignoriert wird. Das soll Dialog sein?“

Wort!

Wiesbadener Kurier vom 15.08.2022 – „Wiesbadener Ostfeld: Anwohner bleiben skeptisch“

FR vom 15.08.2022 – „Wiesbaden: Wo Kuckuck und Feldgrille leben“

Immer mal wieder werde ich gefragt, wie es denn sein kann, dass die Wiesbadener Grünen sich nicht klar gegen das Ostfeld positioniert haben. Die Antwort ist ebenso banal wie enttäuschend: Weil der dieser Antrag auf der Mitgliederversammlung vor zwei Jahren keine Mehrheit gefunden hat. Die MV entschied sich für den machtpolitischen Weg, nachzulesen hier: https://gruene-wiesbaden.de/dokumente/beschluesse/

Mehr möchte ich hier nicht dazu sagen.

Mittlerweile dürfte es jeder gemerkt haben: wir sind in einer der härtesten Hitzewellen, die wir je gemessen haben. Und noch schlimmer ist die damit einhergehende Dürre. Ganz frisch aus dem Ticker:

Die aktuelle Dürre in Europa ist nach Einschätzung von EU-Experten vermutlich die schlimmste seit einem halben Jahrtausend. «Die Dürre scheint die schlimmste seit mindestens 500 Jahren zu sein», sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel. Dies sei eine erste Einschätzung der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle, die noch durch die endgültigen Daten am Ende der Saison bestätigt werden müsse.“

https://www.zfk.de/wasser-abwasser/schlimmste-duerre-seit-500-jahren-in-europa

Und das geht auch am biologischen System Mensch nicht vorbei. Wir alle müssen sterben (sagt man so). Es ist immer die Frage, wann. In der aktuellen Hitze sterben mehr Menschen als sonst. Das ist Fakt. Es gibt das wenig schmeichelhafte Wort „Übersterblichkeit“ dafür. Lest selbst, Corona war es nicht, zumindest nicht führend.

Süddeutsche Zeitung vom 09.08.2022 – „Übersterblichkeit durch Hitze: Sterbefälle im Juli bundesweit zwölf Prozent über dem Durchschnitt“

Hier die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts zur Übersterblichkeit: 09.08.2022 „Sterbefallzahlen im Juli 2022 um 12 % über dem mittleren Wert der Vorjahre“

Und das sagt die TAZ dazu: 28.08.2022 – „Hitzetote in Deutschland: Hitzewelle mit dunklem Schatten“

Zum Ende für heute hin werfen wir wieder den Blick über den Tellerrand: Wie sieht die GAU-Variante der Klimakatastrophe aus? So sieht es die FAZ:

FAZ vom 17.08.2022 „Wo bitte geht es zum Abgrund?“

Kämpfen wir weiter, was bleibt uns übrig.

Herzlicher Gruß
Ronny Maritzen

PS: Teilen und Feedback, auch Themenvorschläge, erwünscht und willkommen. Ein Blick ins Update-Archiv gibt es hier: https://www.buendnis-stadtklima.de/ostfeld-update/

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