Close

FFF Wiesbaden

Fridays for Future Wiesbaden

Menschen, Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht – die Klimakrise ist eine ernstzunehmende Gefahr für den gesamten Planeten. Die Menschheit ist die Ursache des Problems und muss nun eine Lösung zur Eindämmung des Klimawandels finden. Wir fordern eine Politik, die dieser Aufgabe gerecht wird.

Fridays for Future: Das sind alle, die für das Klima auf die Straße gehen. Die Klimastreik-Bewegung ist international, überparteilich, unabhängig und dezentral organisiert. In der Wiesbadener Ortsgruppe organisieren wir regelmäßig Demonstrationen und Veranstaltungen bei denen wir aufklären, aufrütteln und aufmerksam machen. Wir sehen den Klima- und Umweltschutz als Kernthematik der Bewegung an – deshalb unterstützen wir lokale und regionale Klimaschutzprojekte. Weiterhin gilt unsere Unterstützung Thematiken im Bereich der Klimagerechtigkeit mit Klimabezug.

Kontakt: https://de-de.facebook.com/fffwiesbaden


Positionierung zum Bauprojekt Ostfeld

Januar 2021

Im Südosten Wiesbadens ist ein neuer Stadtteil geplant. Zwischen Erbenheim und Mainz- Kastel soll im Bereich Ostfeld/Kalkofen Wohn- und Gewerbefläche entstehen. Gleichzeitig befinden sich in diesem Gebiet jedoch ein mikroklimatisch höchst relevantes Frischluftentstehungsgebiet und eine Kaltluftschneise sowie ein arten- und insektenreiches Biotop mit Wasserquelle.

Mikroklimatische Notwendigkeit

Durch seine Kessellage liegt Wiesbaden in einem windschwachen Gebiet. Somit sind das städtische Mikroklima sowie die bioklimatische Wärmebelastung bereits sehr hoch. Die Stadt ist demnach auf Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete angewiesen – wie die östlichen Landwirtschaftsflächen, zu denen auch das Ostfeld zählt.

Wissenschaftlich belegt

Die vom HLNUG in Auftrag gegebene Klimprax-Studie hat Areale mit besonderer mikroklimatischer Relevanz für die Rhein-Main Region untersucht. Darunter fällt auch das Ostfeld. Wird hier trotz Abraten der Wissenschaft gebaut, steigt die Temperatur laut Studie von Mainz bis nach Wiesbaden mindestens um 1,5 – 2 Grad. In Mainz-Kastel, Kostheim, Amöneburg, Biebrich, Erbenheim sowie in der Mainzer Innenstadt fürchtet man ganze 10 Grad Erwärmung, da die Klimprax-Studie nur von Mindestwerten ausgeht.

Mehr Verkehr, mehr CO2

Ein Gutachten der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) prognostiziert ein zusätzliches Verkehrsaufkommen von mindestens 19.000 Fahrzeugen täglich. Daher erklärte Verkehrsdezernent Andreas Kowol: „Ohne CityBahn kein Ostfeld.“ Eine Straßenbahn wird es nun aber nicht geben – das Ostfeld schon. Neben dem dauerhaft zusätzlichen Verkehr bedeutet die Bebauung von 125h Ackerland und Grünfläche eine Verschlechterung der ohnehin schon schlechten CO2 -Bilanz Wiesbadens.

Zerstörung des Biotops Kalkofen

Die Gegend im und um das Ostfeld herum ist extrem arten- und insektenreich. In diesem Gebiet leben über 200 verschiedene Vogelarten, darunter die gefährdete Feldlerche. Füchse, Hasen, Milane, eine seltene Eidechsenart, Reiher und eine Vielzahl verschiedener Wildbienenarten finden hier ebenfalls ihr zu Hause – in Wildwiesen und Wäldchen. Unmittelbar unterhalb des geplanten Baugebietes liegt der Cyperus 1901 e.V. Naturverein. Entlang seiner Grenze verläuft eine Wasserader, die das Biotop versorgt. Die Bebauungspläne für das Ostfeld beachten diese nicht und planen genau an dieser Stelle acht Meter tief zu graben. Wird hier wie geplant gebaut, versiegt die Wasserader und das Biotop ist samt seinen Libellen und Molchen zerstört.

Enteignung der Landwirte

Das Ackerland innerhalb des Ostfeldes gehört 25 Landwirten – eigentlich. Die Stadt will dieses mit ihrer Entwicklungsgesellschaft SEG für maximal zwölf Euro pro Quadratmeter kaufen. Weigern sich die Landwirte zu verkaufen, werden sie enteignet und minimal entschädigt. Anschließend wird das Ganze zu Bauland gemacht und an Investoren weiterverkauft. Der Preis liegt dann bei 1.000 bis 1.110 Euro pro Quadratmeter. Diese extrem unsoziale Vorgehensweise wird durch das Instrument der „städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ ermöglicht, das von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. Die betroffenen Landwirte wehren sich derzeit gerichtlich gegen das Vorfahren.

Paradox – Greenwashing par exellence

Schon in den 1990er Jahren plante die Stadt ein Gewerbegebiet im Ostfeld. Die Bebauung wurde aus Klimaschutzgründen als nicht vertretbar eingestuft. Auf einem noch viel größeren Areal soll dieses Projekt heute – zwanzig Jahre später – trotz ausgerufenem Klimanotstand und wissenschaftlich belegten Gegenargumenten realisiert werden. Faktisch belegte Studienergebnisse werden ignoriert, stattdessen wird das Ostfeld als klimaneutrales Modellprojekt dargestellt. „Grün, erneuerbar, nachhaltig.“ – Greenwashing par exellence.

Fazit

Auf der Grundlage der genannten Fakten spricht sich Fridays for Future Wiesbaden gegen die Bebauung des Gebietes Ostfeld aus. Die Klimabewegung stuft das Bauvorhaben als starke Gefährdung für das städtische Klima ein und appelliert an die SEG sowie die Stadtverordnetenversammlung, die Umsetzung des Projektes zu stoppen. Für die Generierung von Wohnraum sollen stattdessen bereits versiegelte Flächen genutzt werden.

Weitere Informationen und Quellen

Bündnis Stadtklima – Mainz-Wiesbaden
Ostfeld/Kalkofen | Landeshauptstadt Wiesbaden
Stadtentwicklungsproje… – Bürgerbeteiligung Wiesbaden
Ostfeld – SEG Wiesbaden mbH (seg-wiesbaden.de)
KLIMPRAX Wiesbaden/Mainz | Umweltbundesamt
Ostfeld/Kalkofen – cyperus1901 e.V.
Arbeitskreis Umwelt und Frieden AKK – www.auf-akk.de

Pressesprecherin

Joelle Sander, Mail: