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Stellvertretender Vorsitzender des Klimaschutzbeirats positioniert sich als Klima-Sprecher des BUND Wiesbaden klar gegen Beschlussfassung zur Ostfeld-Bebauung

Stellvertretender Vorsitzender des Klimaschutzbeirats positioniert sich als Klima-Sprecher des BUND Wiesbaden klar gegen Beschlussfassung zur Ostfeld-Bebauung

Pressemitteilung, Bündnis Stadtklima vom 11. Januar 2022

In einem Radio-Interview spricht Dirk Vielmeyer, der in der Wiesbadener Stadtgesellschaft als Klimaschützer anerkannt ist, Klartext zum Ostfeld: Wichtige Fragen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung aber auch der Trinkwasserversorgung, der verkehrlichen Belastungen und des Lärms durch den Militärflughafen hätten geklärt werden müssen, bevor man in die intensivere Beschlussfassung und Planung zum Ostfeld eingestiegen ist.

Im Interview auf Radio Rheinwelle am 17. Dezember 2021 vertritt Dirk Vielmeyer als „sachkundiger Gesprächspartner von Seiten des Kreisverbandes des BUND“ eine kritische Position zum Ostfeld. Darüber hinaus ist Vielmeyer aber auch „ProKlima Wiesbaden“-Botschafter, Co-Gründer des Regionalbündnisses Energiewende, Mitglied der Wiesbadener Klimaschutzagentur, Co-Gründer des Bündnisses Verkehrswende Wiesbaden, Gründer des Wiesbadener Ernährungsrats und nicht zuletzt ehemaliger Vorsitzender und nun stellvertretender Vorsitzender des Wiesbadener Klimaschutzbeirats.

Der Wiesbadener Klimaschutzbeirat ist das von der Stadt Wiesbaden eingesetzte Gremium, dessen Stellungnahme zum Ostfeld noch aussteht und das in seiner letzten Sitzung erneut die entscheidende Grundsatzfrage umgangen hat, ob das Ostfeld unter Aspekten des Klimaschutzes überhaupt gebaut werden darf. Auch Vielmeyer ließ sich hierzu – anders als seine Kollegen, die den BUND im Klimaschutzbeirat vertreten, – in der Sitzung des Klimaschutzbeirats am 2. Dezember nicht ein.

Nun aber spart er nicht mit Kritik daran, dass im Ostfeld „besonders hochwertige – also sehr fruchtbare – Böden“ bebaut werden sollen.

„Es geht hier ganz klar lokale Landwirtschaft verloren und das ist natürlich ein Bereich, den wir erweitern müssen. Wir brauchen mehr lokale Nahrungsmittelerzeugung. Im Moment legen unsere Lebensmittel ja nicht selten tausende von Kilometern zurück. Im Sinne von Klimaschutz und Zukunftsfähigkeit wollen wir die lokale Landwirtschaft erhöhen und nicht verringern.“

Dirk Vielmeyer im Interview auf Radio Rheinwelle am 17. Dezember 2021

Zudem seien zwei wichtige Klimafunktionen durch die Bebauung des Ostfelds bedroht: „Das Ostfeld ist erstens Entstehungsgebiet für Kalt- und Frischluft und zweitens auch Durchströmungsgebiet.“ Gerade in Hitzesommern, die wir besonders im Rheintal künftig häufiger zu erwarten hätten, hänge die Versorgung auch der umliegenden Gebiete – bis nach Mainz – sehr stark davon ab, ob in dem Gebiet Kaltluft entstehen kann und ob die Strömung vom Taunushang nicht im Ostfeld unterbrochen wird. „Wenn wir dort einen Riegel Bauten hin bauen, dann werden diese Kaltluftströmungen vom Taunuswald her auch beeinflusst, im schlimmsten Fall sogar blockiert“, mahnt Vielmeyer.

Der BUND habe darum schon mehrfach eine konkrete Baumassenbeschreibung vom Vorhabenträger, der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), gefordert. „Wenn wir 10.000 Menschen dort unterbringen müssen oder auch wollen, damit es sich rechnet und überhaupt ein sinnvolles Projekt ist, dann werden das keine kleinen Bauten sein“, vermutet Vielmeyer.

„Da ist es natürlich berechtigt, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft längst hätte erklären müssen, wie es möglich ist, mit so großen Bauten Kalt- und Frischluftströmung nicht zu behindern.“

Dass auf den Flächen, wo die Gebäude stehen, keine Kaltluft mehr entstehen kann, sei klar.

„Die Kaltluftentstehung selber wird dort nahezu null sein.“

Dirk Vielmeyer im Interview auf Radio Rheinwelle am 17. Dezember 2021

Schließlich sei auch die Verkehrsbelastung ein Problem. Es sei sehr wichtig, vom Ostfeld aus keinen neuen Schwerpunkt zu schaffen. „Das wird eine Herausforderung, das Ostfeld ohne Citybahn verkehrlich anzuschließen“, ist Vielmeyer überzeugt. Kritischer Punkt sei zudem die Fluglärmbelastung am Militärflughafen, der jetzt noch ausgebaut wird.
Nicht zuletzt werfe auch das Thema Trinkwasser Fragen auf: „Wie ist es möglich, Trinkwassersicherheit herzustellen? Am Ostfeld wird es einen zusätzlichen Bedarf geben.“
Das seien alles Aspekte, bei denen man sich zu Recht fragen könne.

„Warum sind diese Punkte nicht zur Seite geschafft worden, bevor man in die intensivere Beschlussfassung und Planung zum Ostfeld eingestiegen ist?“

Dirk Vielmeyer im Interview auf Radio Rheinwelle am 17. Dezember 2021

Das Bündnis Stadtklima erwartet von Vielmeyer nun auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Klimaschutzbeirats eine klare Positionierung gegen die Beschlussfassungen zum Ostfeld. Ein „Weiter-so“ oder eine unterstützende Stellungnahme im Klimaschutzbeirat zur Ostfeld-Bebauung wären für uns nicht glaubwürdig.